Denkanstoß

"Auch beim Lachen kann ein Herz leiden, / das Ende der Freude ist Gram." (Spr. 14, 13)

Liebe Brüder und Schwestern!

Das sind so die kleinen "Pannen", mit denen man manchmal zu kämpfen hat, wenn man etwas über Bibelworte schreiben will. Eigentlich hatte ich mir überlegt, etwas zum Thema "Leiden" zu schreiben. Der "Haken" an der Sache ist, dass es mir (meinem wunderbaren Urlaub geschuldet) derzeit so gut geht, dass in meinem Kopf zum Thema "Leiden" absolute Leere herrscht. Also entschied ich mich, etwas zum Thema "Freude" zu schreiben. Doch auch das ist nicht ganz so einfach.

Mir war bislang nicht bewusst, wie nah Freude und Leiden oft zusammenhängen. Und was ist überhaupt Freude? Was versteht man unter Leiden? Fragen über Fragen, die man nur im Zusammenhang beantworten kann, falls überhaupt.

Leiden - Leiden ist ein recht subjektiver Begriff. Was für den einen schon tiefster Schmerz ist, ist für den anderen eher nebensächlich. Vielleicht wird es so manch einen überraschen, dass Leiden im Plan Gottes zunächst nicht vorgesehen war. Erst durch den Ungehorsam des Menschen gegenüber Gott, also durch die Sünde, kam das Leiden in unsere Welt. In der griechischen Mythologie findet sich das in der "Büchse der Pandora" wieder.

Pandora war die erste Frau, die von Hephaistos auf Anweisung des Göttervaters Zeus aus Lehm geschaffen wurde. Sie erhielt eine Büchse, in der alle der Menschheit bis dahin unbekannten Laster und Übel enthalten waren. Zeus ordnete an, dass Pandora die Büchse den Menschen mit der Maßgabe, sie auf keinen Fall zu öffnen, schenken sollte. Doch Pandora öffnete aus Neugier die Büchse, woraufhin alle Plagen entwichen. Lediglich die Hoffnung blieb in der Büchse, da Pandora sie sofort wieder verschloss.

Für uns Christen liegt diese Hoffnung in Jesus Christus. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er den Preis des menschlichen Ungehorsams bezahlt und uns dadurch den Zugang zu einer Welt ohne Leiden ermöglicht.

'Ja wie?', wird nun so mancher einhaken, 'es gibt doch immer noch Leiden in unserer Welt?'

Das ist auch so, da wir uns nach wie vor in dieser gefallenen Welt aufhalten. Und, wie obiges Bibelwort zeigt, auch wenn wir lachen, bedeutet es noch nicht unbedingt, dass es uns gut geht. Die Theologie hat auch noch keine plausible Antwort auf die sog. Theodizeefrage, also die Frage, warum Gott all das Leiden überhaupt zulässt, gefunden. Der Theologe Karl Barth hat auch ganz offen eingeräumt, dass die Theologie diese Frage nicht beantworten kann.

'Toller Theologe', mag nun so mancher denken, 'bißchen mehr hätte ich mir schon erhofft, wenn schon nicht die Lösung meiner Probleme, dann wenigstens eine Antwort.' Ja und nein. Der Schlüssel liegt auch hier wieder in Jesus. Nur er kann echte und wahre Freude schenken und zwar auch im Leiden. Er kann uns durch alles Leiden und alle Trauer hindurchtragen.

Lasst mich zum Abschluss noch auf ein weiteres Bibelwort hinweisen, das mir sehr am Herzen liegt und das mir schon oft Trost gespendet hat. Es steht in der Offenbarung des Johannes, im 21. Kapitel.

"Er (Gott) wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen." (Offb. 21, 4)

Freude kann aber auch eine bewußte Willensentscheidung sein. Wenn wir unsere Hoffnung auf Jesus setzen, fällt uns die Freude (manchmal trotz Leid) leichter. Lasst uns daher (vielleicht manchmal mit zusamengepressten Zähnen) dem Rat des Apostels Paulus folgen:

"Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!" (Phil. 4, 4).

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!




© Brother Colin MacTarbh OSB obl. 12/13